Unser erster Gegenbesuch bei unserer Partnerschule in Russland
Roter Platz und weiße Kreide: Eindrücke unserer Reise nach Lisky in Russland vom 14. bis 28. 9. 2000
Natalia, Ellen, Nina, Natalie, Svenja, Björn, Jeronimo und Tobias
Am Freitag um 9.05 Uhr war es endlich soweit!
Aufgeregt standen wir mit unseren Eltern am Bahnhof in Treysa. Etwas ängstlich waren wir schon vor
unserer 3000 km langen Reise in die Fremde. In Frankfurt mussten wir zum Flug SU 256 der AEROFLOT
nach Moskau einchecken, dann hatten wir noch etwas Zeit, uns am Flugplatz umzusehen. Wir begaben
uns an Bord der Maschine, einem neuen Airbus A 310. Nach drei Stunden Flug landeten wir um 19.00
Uhr Moskauer Zeit auf dem internationalen Flughafen SCHEREMETJEWO.
Dort erwartete uns schon die Reiseführerin von Intourist. Mit einem Bus fuhren wir durch die toll
erleuchtete Stadt bis zum 36 km entfernten Roten Platz. Da wir bis zur Abfahrt des Zuges nach Lisky
noch mehr als drei Stunden Zeit hatten, machten wir einen Rundgang zur Basilius- Kathedrale, dem
Kreml mit dem Lenin-Mausoleum (in das wir aber zu Björns großem Bedauern nicht hinein gehen konnten),
dem Kaufhaus GUM, in das riesige, neue, unterirdische Einkaufszentrum am Manegenplatz. Kurz vor
Mittemacht bestiegen wir am Pawel-jetzkij-Bahnhof den Schlafwagenzug nach Lisky.
Nach ca. 13 Stunden Fahrt erreichten wir gegen Mittag die Stadt. Zu unserer großen Überraschung
wurden wir von einer großen Menschen-
menge schon erwartet: von unseren Partnerschülern und deren Eltern, der Leiterin des Schulamtes
offiziellen Vertretern der Stadt Lisky und vielen Freunden unseres Lehrers. Jeder von uns bekam
einen großen Blumenstrauß, es gab kurze Begrüßungsreden und durch diesen herzlichen Empfang und
das Wiedersehen mit unseren Partnern war schon unsere größte Angst verflogen. Nun fuhren wir mit
den Gasteltern nach Hause.
Persönliche Eindrücke vom Leben in der Familie
Von Anfang an haben uns unsere Gasteltern gezeigt, dass sie uns willkommen heißen mit Fragen, ob es
uns gut geht, ob wir etwas Besonderes wollen usw. So haben sie sich an jedem der zehn Tage um uns
bemüht. Ich glaube, wenn man das mit unseren Familien vergleicht, waren die russischen Eltern mehr
um uns besorgt als wir um unsere Gäste. Deshalb habe ich meine Familie richtig zum Wohlfühlen gefunden.
An unsere Reise nach Lisky habe ich nur gute Erinnerungen. Ich hatte eine gute Zeit und habe dort viele
Freunde gefunden. Wir unternahmen viel zusammen und mir war nie langweilig. Bei meiner Gastfamilie
habe ich mich wie zu Hause gefühlt. Ich hatte kaum Heimweh. Ich würde mich sehr freuen Lisky noch
mal zu besuchen....
Die Abreise fiel mir schwer, ich hoffe, dass ich meine Freunde noch mal sehe...
Ich werde immer gute Erinnerungen an Lisky behalten. Mir hat es hier sehr gut gefallen. Lisky war
für mich wie ein
zweites Zuhause. Ich würde mich freuen, noch mal hier her zu kommen. Ich hab in Lisky viele nette
Menschen kennen gelernt...
Gemeinsame Unternehmungen: In den Schulen
Jeden Vormittag nahmen wir am Unterricht teil. In den Schulen
gibt es die Klassen 1 bis 11. Wer die Klasse 11 erfolgreich abgeschlossen hat, kann zur Uni gehen.
Wir waren in verschiedenen Klassen und bei verschiedenen Fächern und konnten auch zum Teil mitmachen.
Trotz der Sprachschwierigkeiten konnten wir dem Unterricht meistens folgen, wenn es auch sehr
anstrengend war. Besonders aufgefallen ist uns die Disziplin in den Klassen: es gibt kein Hineinrufen
oder Schwätzen, die Schüler stehen beim Antworten oft auf, es herrscht absolute Ruhe in der Klasse,
die Unterrichtszeit beträgt 40 Minuten, die auch voll für die Vermittlung des Lehrstoffes benutzt
werden.
In allen Klassen stehen die Tische -meist Zweiertische- frontal, es unterrichten fast nur Lehrerinnen,
die immer sehr chic gekleidet sind. (Jeans und Freizeitschuhe sind undenkbar!) Die Klassenräume
(auch die Fachräume!) sehen durch Tapeten, Gardinen, Wohnzimmerschrankwände und Grünpflanzen sehr
gemütlich aus. Teilweise war es aber sehr kalt, da erst ab 15. Oktober geheizt werden darf.
In den Pausen waren wir immer sehr umlagert. Alle wollten von uns Autogramme, wir waren die ersten
Gäste aus dem Ausland.
Björn hat sich sehr mit den beiden Schulköchinnen angefreundet,
die jeden Tag besondere Köstlichkeiten für
die Gruppe zubereiteten. In der anderen Schule verwöhnte uns die Sekretärin täglich mit
selbstgebackenen Spezialitäten aus ihrer Heimat im Kaukasus.
Zum Abschied fanden in beiden Schulen zu unseren Ehren Feste statt mit Aufführungen, Tee und riesigen
Mengen leckeren Kuchen und Konfekt. Wir hatten den Eindruck, dass unser Besuch in den Schulen
sehr willkommen und intensiv vorbereitet worden war und man sich viele Gedanken gemacht hatte,
wie man uns den Schulbesuch angenehm machen konnte. Wir sind alle der Meinung, dass wieder
ein Austausch stattfinden sollte, vielleicht trauen sich dann ja noch ein paar deutsche Schüler
mehr mitzufahren zum Roten Platz und den weißen Kreidefelsen...
Die Nachmittage
Jeden Nachmittag trafen wir uns um 15 Uhr am Rathausplatz. Die Stadt hatte für uns ein umfangreiches
Programm zusammengestellt um alle Freizeiteinrichtungen kennen zu lernen. Wir besuchten die
Kunstschule, die Techniker-Schule, das Jugendzentrum, das Kulturhaus, das Sportzentrum und eines
der Kinderheime. Diese Einrichtungen können in der Freizeit von allen Schülern besucht werden,
sie können dort z. B. malen, basteln, in einer Band spielen, singen, tanzen, am Computer arbeiten,
an der Amateurfunkstation arbeiten, technische Geräte bauen, alle Sportarten vom Gewichtheben bis
zum Basketballspiel betreiben. Man wird dort von Fachlehrern betreut und fast alles ist kostenlos.
Bei jedem Besuch wurden wir zu einer schön gedeckten Tafel mit Tee und Gebäck eingeladen,
wir bekamen viele Geschenke. Sogar einige Aufführungen waren für uns eingeübt worden, bei denen
die unterschiedlichsten Darbietungen profimäßig vorgeführt worden. Gut, dass Björn den Mut hatte,
ein englisches Lied aus dem Repertoire der Schulband zu singen. So konnten wir auch einen kleinen
Beitrag leisten. Überall, wo wir hinkamen, wurden wir von den Jugendlichen in Lisky umringt und
mussten sogar Autogramme geben! Im Kulturpalast wurde speziell für uns eine große Disco veranstaltet
mit Live- Auftritten von Break-Dancern, die eine supertolle Show machten. Der Jüngste war erst acht
Jahre alt!
Ausflüge am Wochenende
* ein Kirchenbesuch mit einem extra für uns organisierten Konzert des Kirchenchors, der feierlichen
Zeremonie von vier gleichzeitig stattfindenden Hochzeiten, dem Anfang einer Beerdigung mit dem in
Russland üblichen offenen Sarg;
* eine große Stadtrundfahrt, bei der wir nach einigen Fotos von einer Eisenbahnbrücke auf den Bahnhof
von Lisky fast verhaftet worden wären;
* eine Fahrt zu dem alten russischen Gestüt „Chrenowoje", wo u. a. sehr teure Traber gezüchtet
werden;
* ein ganztägiger Ausflug in die Millionenstadt Woronesh mit der Besichtigung eines beeindruckenden
Ehrenmales für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen russischen Soldaten
(Die Stadt wurde ein dreiviertel Jahr umkämpft und dem Erdboden gleichgemacht, später von deutschen
Kriegsgefangenen wieder mit aufgebaut), dem Besuch der prächtigen Kathedrale und einer
Zirkusveranstaltung am Schluss.
Persönliche Eindrücke
Am meisten haben mich die Kreidefelsen, die Kirchen und die Disco beeindruckt. Ich fand es in der
Schule auch recht gut....
Es war eine schöne Zeit und wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich noch mal hinfahren...
Am besten gefiel uns der Kulturpalast, weil man dort verschiedene Möglichkeiten hatte, sich zu
beschäftigen. Die Stadtrundfahrt in Lisky war auch sehr interessant,
das Beste war der Anblick der ganzen Stadt von oben und die Disco im Kulturpalast...
Abschied
Auch wenn es noch so schön war, der Abschied war nicht
hinauszuschieben.
Wieder waren sehr viele Menschen mit zum Bahnhof gekommen, um uns „Doswidanja „ zu sagen. Viele Tränen
sind geflossen, als der Schlafwagenzug sich auf die Reise nach Moskau machte. Der Spiegel des Dons
ist sicher in Hochwassernähe gestiegen! Wir unterbrachen die Heimreise in Moskau. Aber darüber
berichten wir im nächsten Echo.
Es bleibt nur noch zu sagen, dass alle wieder wohlbehalten am Treysaer Bahnhof von ihren Eltern in
Empfang genommen wurden.
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